MENTAL & VITAL

Mentaltraining nach Kurt Tepperwein, Yoga & mehr

Gleichmut

 

Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich in unseren Seminaren sehr oft das Wort Gleichmut in verschiedenen Themenbereichen erwähne, von Gleichmut als heilende Handlungsoption spreche. Aber auch im alltäglichen Zusammensein mit Menschen rutscht es mir immer wieder über die Lippen. Natürlich verbalisiere ich diesen Begriff nicht nur, sondern ich versuche ihn in mein alltägliches Leben zu integrieren, da ich von dieser “Lebenseinstellung” überzeugt bin.

Ich erkenne, dass ich in solchen Situationen mit meinen Mitmenschen dabei oft – von mir nicht bezweckt – auf viele Fragezeichen stoße und auch, dass ich dann in der Situation bin, dass ich meine Erfahrungen bzw. Überzeugungen nicht aufzwängen möchte und dann lieber den mich mit fragenden und zweifelnden betrachtenden Blicken mit Schweigen antworten möchte. Und doch wurde ich gefragt und entsprechend meiner Einstellung gilt es dann auch zu antworten. Fragen lauten dann oft: Aber, wie kann ich/ man denn in der Situation xy dann dem mit Gleichmut begegnen? Und: Was heißt überhaupt Gleichmut?

In diesem Blog möchte ich gerne dazu Stellung beziehen. Der Duden erklärt uns zum Eintrag Gleichmut folgendes:

“ruhiger, leidenschaftsloser Gemütszustand”

Situationen nicht in Gleichmut zu begegnen, bedeutet u.a. auch, dass das Denken & Fühlen von äußeren Einflüssen geprägt ist,  Einflüsse von der Arbeit, dem Wetter, den Nachrichten oder anderer Menschen, sind nur einige Beispiele. Im jahrelang (nicht universitärem) Studium des Buddhismus begegnete ich diesem Begriff in der Lektüre über die vier “himmlischen Verweilszustände”, vier zu kultivierenden Geisteshaltungen (Brahmavihāra): Liebe, Mitgefühl, Mit-Freude, Gleichmut. Gleichmut entspricht dabei dem buddhistischen sehr wichtigen Grundsatz, Dingen leidenschaftslos zu begegnen und nicht anzuhaften. (Leiden-schaf(f)t). Dieser Aspekt berührt dann ebenso die drei heilsamen Handlungen des Buddhismus: Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Unverblendetheit (alobha, adosa, amoha).

„Um die Übung von Ursache und Wirkung in 7 Punkten zu üben, entwickelt man zunächst einen gleichmütigen Geist. Ohne die Entwicklung eines gleichmütigen Geistes wird es einem nicht möglich sein, eine altruistische Sichtweise zu entwickeln, denn ohne einen solch gleichmütigen Geist wird man immer den Freunden und Verwandten mehr zugewandt sein als Anderen. Ihr solltet keine Vorurteile, Hass oder Begierde gegenüber Feinden, Freunden und neutralen Personen empfinden. Und deshalb entwickelt Ihr Gleichmut.”
(S.H. der XIV Dalai Lama in: „Path to bliss – A practical guide to stages of meditation”)

 

Situationen in Gleichmut zu begegnen bedeutet für mich, sehr rein nicht zu re-agieren. Dies geht jedoch nicht mit Gleichgültigkeit einher, weil diese ebenso einer Reaktion, also einer Ego-Behaftung, entspricht! Das heißt: Ist mir etwas gleichgültig, reagiere ich mit einer “ist-mir-egal”-Haltung, welche nicht rein ist, da es (mir) eben nicht gleich gültig (geltend) ist. Maximal wird dabei eine Situation aufgegeben. Situationen nicht in Gleichmut zu begegnen, zieht oft ein späteres Bereuen der eigenen Reaktionen mit.

Nicht gleichmütiges Handeln (Reagieren) identifizieren:

  • Vergleiche ziehen
  • Verbissenheit/ Hartnäckigkeit (danke, @Irmgard)
  • innere Unruhe
  • Unsicherheit
  • Aggressivität
  • Gleichgültigkeit
  • beleidigen, schreien, verletzen
  • “Time-out”- Bedürfnisse
  • Wut, Zorn
  • Gedanken kreisen um Gedanken, die andere Menschen denken könnten
  • ,…

Gleichmut ist die Grundlage für die wahre, unbedingte und altruistische Liebe.

Gleichmut ist/ bedeutet für mich

  • jemandem ein Lächeln zu schenken, der vergisst, dir seines zu schenken
  • frei von Rachegedanken- und Handlungen zu sein
  • Hass mit reiner Liebe zu begegnen
  • wahrer Freude statt Arroganz
  • Offenheit statt Ignoranz
  • frei von Gegenverlangen zu geben
  • frei von Erwartungen zu sein
  • im Fluss zu sein
  • friedvoll anzunehmen und zu akzeptieren, was das Leben dir gerade bietet
  • in jedem Mitmenschen einen Lehrmeister zu sehen (“Ich suchte dich und fand mich”)
  • Dualitäten-auflösund, keine Trennung von dein & mein
  • beleidigende Worte anderer als zu ihnen gehörig zu identifizieren
  • in jeder Situation ruhig und tief zu atmen
  • Probleme als Chancen zu erkennen
  • zielorientiert und nicht problemorientiert zu denken
  • Pausen im Alltag einzulegen und einfach dem Nichtstun frönen
  • Frieden
  • aus der Karmalehre: karmafrei zu handeln
  • und so vieles mehr

Die Vorteile von Gleichmut:

  • mehr innere Ruhe
  • mehr Ausgeglichenheit und Gelassenheit
  • Resilienz
  • mehr innere Stärke
  • mehr Harmonie
  • mehr Freiheit
  • mehr Authentizität und Ehrlichkeit

Gleichmut stellt ein großes Trainingsfeld im Alltag dar und jede Situation, der mit Leidenschaft begegnet wird, ist als ein Training willkommen zu heißen. Auch für mich ist es dies und wie im Alltag in manch brenzligen, gefährlichen, … Situationen damit umzugehen ist, kann ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt berichten. Dazu muss ich zuerst noch ein bisschen trainieren. Und bis dahin können wir uns täglich fragen: “Heute schon gleichmütig gewesen?”

 

Alles aufrichtige Liebe!
Manuela

 

“Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken
der wird im Mondschein, ungestört
von Furcht die Nacht entdecken.

Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Tier, zum Narr, zum Weisen,
und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.

Er weiß, dass er nichts weiß,
wie alle andern auch nichts wissen,
nur weiß er, was die anderen
und er noch lernen müssen.

Wer in sich fremde Ufer spürt,
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört
von Furcht sich selbst entdecken.

Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt
nimmt er gelassen auf.

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein, ungestört
Von Furcht die Nacht entdecken.

Wer mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben
und ist selbst dann lebendiger
als alle seine Erben.”

(Carlo Karges (1951-2002))

 

 

3 Kommentare

Marianne Gassner Veröffentlicht am0:18 - 8. März 2018

Meine Liebe ich danke dir für diese schönen Zeilen .Besonders berührten mich die Worte Liebe , Mitgefühl , Freude , Gleichmut Auch las dich nicht täuschen habt ihr so schön gelesen.
Schade , dass diese Worte in wenigen Herzen zu finden sind aber wer ehrlich Liebt der spürt das Glück des anderen.
In Liebe Oma

Was würde die Liebe jetzt tun? Veröffentlicht am16:30 - 20. August 2018

[…] roten Punkte drücken, uns aus unserer Mitte bringen und uns in Bedrängnis bringen, nicht in Gleichmut zu sein.  Solche Situationen sind […]

Melissa Corti Veröffentlicht am9:40 - 7. Mai 2019

Gleichmut. Ein Wort, das interpretiert werden kann, das eingenommen und gefühlt werden kann, gemäss der Interpretation. Gleichmut als Wort bin ich in dem Moment begegnet, als in mir die Frage auftauchte, was geschieht, wenn da kein Ich mehr ist, das etwas will oder nicht will. Dann ist Gleichmut da. Das heisst, der Gleichmut, der von einem “ich” gesucht wird, um dann etwas bestimmtes zu “sein”, eben gleichmütig, ist ein Gleichmut, der beschrieben werden kann, was er beinhaltet und was nicht, der Gleichmut, der als Zustand erfahren werden kann, in der Absenz eines persönlichen “ichs”, das diesen Gleichmut unbedingt haben will, ist ein Gleichmut, der nur gefühlt aber nicht beschrieben werden kann. Ein Gleichmut, jenseits von Worten.

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