MENTAL & VITAL
Mentaltraining nach Kurt Tepperwein, Yoga & mehr

Ein Augen-Blick

Ein Augen-Blick

“Die Augen sind der Spiegel der Seele.”

“Ein Blick sagt mehr als tausend Worte.” 

Doch – wie oft sehen wir wirklich hin? 

Viel geredet und doch nichts gesagt? Viel Zeit verbracht und doch keine Verbindung hergestellt? Gemeinsam und doch einsam? Wer bist du? Wer bin ich? 

“Die Bewusstheit, die aus deinen Augen gerade herausblickt, ist dieselbe Bewusstheit, die aus meinen Augen herausblickt. Ich schau mich über zwei Augen die ganze Zeit selber an.” (Abuna Semai)

Ein wahrer Augenblick, eine tiergehende, berührende und wahrhaftige Begebenheit. Lass uns doch öfter in die Augen sehen. Tief inspiriert von einem Augen-Blick führte mich zu folgendem Gedicht, das ich hiermit gerne mit dir teilen möchte.

Gedicht: Ein Augen-Blick

Ein Augenblick

 

War 18 Stunden wach und 

hab so Vieles gesehen

mit 20 Augenpaaren kommuniziert

doch in Wahrheit nur mein Selbst 

erfolgreich in Illusion herumchauffiert

mein paradoxes Motto:

Sein im Schein

die Welt dahinter ja nicht zeigen

um nicht womöglich eine Seele zu entkleiden

 

24 Stunden ohne einen Augen-Blick

nach dem ganzen Eisberg Ausschau haltend

doch kurz bevor er sichtbar wär

verschwimmt die Sicht 

und birgt das Gefühl: ich ertrink

schwimme lieber wieder im Seichten weiter

das Altbekannte am Ruder ist doch so viel leichter 

doch dann erblickt ich – dich

 

längst zur Nebensache wurd dabei

Der Ort unserer Begegnung 

ein fein gedeckter Tisch 

auf einer Terrasse am See 

und vor uns der Horizont und Möwen 

die lautlos die Lüfte durchsegeln

ach, wie gern möchte ich jetzt mit ihnen schweben

 

ich sinke tiefer, blicke zum Wasser

das ein Abbild dieses Moments zeigt

ihn auf seine eigene Weise beschreibt

still und doch ganz 

Ich tauche jetzt ein

 

Erlaube mir jetzt diese Reise 

auf diese ganz besondre Weise

leise 

werden jetzt auch deine Worte 

in meinem Ohr

Jetzt, da sie sich trafen 

und eins werden wie einzelne Stimmen 

in einem Chor

die fortan unisono klingen

ich tauche ein

Tauche ein in diesen Augen-blick 

 

Dieser Augen-blick übernimmt nun Führung 

und übertönt alles gerade noch sinnlich Erlebte 

ich tauche ein, in deine Augen 

Verlier mich ganz darin

Und auch wenn alles um mich herum plötzlich verschwimmt

und ich nicht ganz begreife, 

was hier geschieht,

sich mir der Boden entzieht

Raum und Zeit nur noch hüllenlose Wortgebilde sind

Ergibt jetzt alles dieses eine Gefühl von wahrem Sinn

Und ich … ich tauche ein darin 

 

In diesem Augenblick 

nehm ich nur noch deine Augen wahr, 

bemerke dein Licht aus ihrem Strahlen

Licht, das plötzlich auch ich aus meinen wärmend verspür

und nicht mehr vermag zu kontrollieren 

 

Zwei Lichter

die sich bedingen 

und gegenseitig reflektieren

Sich in ihrer Mitte, 

diesem Augen-Blick 

finden und komplettieren, 

eine Trennung von Du und ich 

jetzt gänzlich negieren   

 

Das Fest, 

das hier in diesem Raum entsteht

ist wie warmer Regen 

in dem wir uns nun ganz begegnen, 

und nichts und niemand eingeladen, 

der dies Erleben vielleicht möchte beklagen 

 

es sind ganz stille Fragmentierungen

Wenn Augen so die Seele des anderen berühren  

die zwei solche Wesen dann zusammenführen 

ein Augen-Blick als wahre Dekodierung

ohne die Notwendigkeit zur Verifizierung

 

Augenblicke: viel leiser als Worte im Ohr, sanfter

doch lauter als Worte in meiner Seele

Und jetzt weiß ich, was es ist

Ich sehe dich, 

sehe nicht mehr deine Etikette, deine Hülle, deine Titel, sehe dich, erkenne dich

hab die Einladung angenommen 

Diese freie Sicht im Hier ist nicht mehr mit Ratio begreiflich, 

doch spürbar ohne Anbeginn, 

ist der Urbeginn 

eines längst getroffenen Beschlusses 

erkennbar am Jetzt 

mit dem Geschmack von immer 

 

Doch kurz bevor ich ganz eintauche, 

Kopf über Herz

meldet sich mein Verstand zurück 

und lässt mich zweifeln

beraubt mich meines Bauchgefühls 

 

“Kannst auch du mich so hören?”, 

quält nun mein Kopf mit dieser Frage

der einz`gen

in diesem sich hier offenbarten Meer 

erhebt mein Herz zur Klage

 

entfacht war unser wahres Sein

und überwältigte mich, 

doch noch bevor ich nun verstand, was heißt,

ich suchte dich und fand mich

verbleibe ich 

wie ertrunken, stumm 

von dem sich durch Tor und Riegel 

gedrängten Hauch von Wirklichkeit 

zurück und verliere dich

 

und ehe deine Worte in meinen Ohren wieder lauter werden

verlieren sich zwei Augenpaare 

singen wieder ihre eigenen Lieder

 

doch Seelen haben keine Lider

und verschließen somit nicht, 

was sie einst liebten, wenn auch nur für einen Augenblick 

 

Danke fürs Zuhören!

 

Und hier geht’s zur Live-Version:  

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