“Die Augen sind der Spiegel der Seele.”
“Ein Blick sagt mehr als tausend Worte.”
Doch – wie oft sehen wir wirklich hin?
Viel geredet und doch nichts gesagt? Viel Zeit verbracht und doch keine Verbindung hergestellt? Gemeinsam und doch einsam? Wer bist du? Wer bin ich?
“Die Bewusstheit, die aus deinen Augen gerade herausblickt, ist dieselbe Bewusstheit, die aus meinen Augen herausblickt. Ich schau mich über zwei Augen die ganze Zeit selber an.” (Abuna Semai)
Ein wahrer Augenblick, eine tiergehende, berührende und wahrhaftige Begebenheit. Lass uns doch öfter in die Augen sehen. Tief inspiriert von einem Augen-Blick führte mich zu folgendem Gedicht, das ich hiermit gerne mit dir teilen möchte.
War 18 Stunden wach und
hab so Vieles gesehen
mit 20 Augenpaaren kommuniziert
doch in Wahrheit nur mein Selbst
erfolgreich in Illusion herumchauffiert
mein paradoxes Motto:
Sein im Schein
die Welt dahinter ja nicht zeigen
um nicht womöglich eine Seele zu entkleiden
24 Stunden ohne einen Augen-Blick
nach dem ganzen Eisberg Ausschau haltend
doch kurz bevor er sichtbar wär
verschwimmt die Sicht
und birgt das Gefühl: ich ertrink
schwimme lieber wieder im Seichten weiter
das Altbekannte am Ruder ist doch so viel leichter
doch dann erblickt ich – dich
längst zur Nebensache wurd dabei
Der Ort unserer Begegnung
ein fein gedeckter Tisch
auf einer Terrasse am See
und vor uns der Horizont und Möwen
die lautlos die Lüfte durchsegeln
ach, wie gern möchte ich jetzt mit ihnen schweben
ich sinke tiefer, blicke zum Wasser
das ein Abbild dieses Moments zeigt
ihn auf seine eigene Weise beschreibt
still und doch ganz
Ich tauche jetzt ein
Erlaube mir jetzt diese Reise
auf diese ganz besondre Weise
leise
werden jetzt auch deine Worte
in meinem Ohr
Jetzt, da sie sich trafen
und eins werden wie einzelne Stimmen
in einem Chor
die fortan unisono klingen
ich tauche ein
Tauche ein in diesen Augen-blick
Dieser Augen-blick übernimmt nun Führung
und übertönt alles gerade noch sinnlich Erlebte
ich tauche ein, in deine Augen
Verlier mich ganz darin
Und auch wenn alles um mich herum plötzlich verschwimmt
und ich nicht ganz begreife,
was hier geschieht,
sich mir der Boden entzieht
Raum und Zeit nur noch hüllenlose Wortgebilde sind
Ergibt jetzt alles dieses eine Gefühl von wahrem Sinn
Und ich … ich tauche ein darin
In diesem Augenblick
nehm ich nur noch deine Augen wahr,
bemerke dein Licht aus ihrem Strahlen
Licht, das plötzlich auch ich aus meinen wärmend verspür
und nicht mehr vermag zu kontrollieren
Zwei Lichter
die sich bedingen
und gegenseitig reflektieren
Sich in ihrer Mitte,
diesem Augen-Blick
finden und komplettieren,
eine Trennung von Du und ich
jetzt gänzlich negieren
Das Fest,
das hier in diesem Raum entsteht
ist wie warmer Regen
in dem wir uns nun ganz begegnen,
und nichts und niemand eingeladen,
der dies Erleben vielleicht möchte beklagen
es sind ganz stille Fragmentierungen
Wenn Augen so die Seele des anderen berühren
die zwei solche Wesen dann zusammenführen
ein Augen-Blick als wahre Dekodierung
ohne die Notwendigkeit zur Verifizierung
Augenblicke: viel leiser als Worte im Ohr, sanfter
doch lauter als Worte in meiner Seele
Und jetzt weiß ich, was es ist
Ich sehe dich,
sehe nicht mehr deine Etikette, deine Hülle, deine Titel, sehe dich, erkenne dich
hab die Einladung angenommen
Diese freie Sicht im Hier ist nicht mehr mit Ratio begreiflich,
doch spürbar ohne Anbeginn,
ist der Urbeginn
eines längst getroffenen Beschlusses
erkennbar am Jetzt
mit dem Geschmack von immer
Doch kurz bevor ich ganz eintauche,
Kopf über Herz
meldet sich mein Verstand zurück
und lässt mich zweifeln
beraubt mich meines Bauchgefühls
“Kannst auch du mich so hören?”,
quält nun mein Kopf mit dieser Frage
der einz`gen
in diesem sich hier offenbarten Meer
erhebt mein Herz zur Klage
entfacht war unser wahres Sein
und überwältigte mich,
doch noch bevor ich nun verstand, was heißt,
ich suchte dich und fand mich
verbleibe ich
wie ertrunken, stumm
von dem sich durch Tor und Riegel
gedrängten Hauch von Wirklichkeit
zurück und verliere dich
und ehe deine Worte in meinen Ohren wieder lauter werden
verlieren sich zwei Augenpaare
singen wieder ihre eigenen Lieder
doch Seelen haben keine Lider
und verschließen somit nicht,
was sie einst liebten, wenn auch nur für einen Augenblick
Danke fürs Zuhören!
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